Menschen im Einzelhandel in besonders kleinen Städten müssen sich viel einfallen lassen. Vor Ort wohnt einfach zu wenig Kundschaft. In Meldorfs Umgebung sind das weniger als 15.000 Menschen. Eine glückliche Hand hatten diejenigen, die rechtzeitig in den Online-Handel eingestiegen sind. Einer von ihnen ist Arne. Weil er so aufmerksam ist, haben wir in unserer kleinen Stadt ein Top-Haushaltswaren-Geschäft. Es liegt aber auf der Hand, dass andere kleine Fachgeschäfte schließen müssen.
Aber Arne schaut auch über seinen Tellerrand hinaus. Immer wenn das Städtchen Gefahr läuft, ein Angebot zu verlieren, denkt er nach. Kann er das Angebot in der Stadt halten? Schlauer gefragt: Wie kann er das Angebot in Meldorf halten? So hat er den Teespeicher „gerettet“. Die Mitarbeiterin, die er dafür gesucht und gefunden hat, leitet den Teespeicher heute selbständig. Sie hat daraus ein Fachgeschäft für Geschenke entwickelt. Ihr Back-up hat das Geschäft nebenan. Jetzt gibt es dort allerlei zum Schnuppern, Naschen und zu Kucken.
Als unser heimatlicher Verlag das Anzeigenbüro schließen wollte, griff Arne zu, jetzt gibt es Zeitungen und Zeitschriften neben Pfannen und Tassen. Lotto spielen wandelte sich zur solidarischen Aktion für das Warenangebot vor Ort. Als dann auch noch die Schreibwaren aus Meldorf verschwinden sollten, passten die Schulhefte und Tintenkleckser schon ganz gut ins Sortiment.
Einzelhandel ist in den letzten Jahren recht anspruchsvoll geworden. Ein Sortiment zu pflegen, braucht sehr viel Fingerspitzengefühl und gute Kommunikation mit der Kundschaft. Denn kein Handel möchte auf seinem Sortiment sitzen bleiben. Auch in anderen Städtchen an der Westküste gibt es sehenswerte Lösungen. Itzehoe in Steinburg hat dafür ein pfiffiges Flächenmanagement. In Niebüll gibt es mit dem Kaushaus Kundsen ein typisches Kleinstadt-Kaufhaus. Die Pflege eines Sortiments, das im Einzelhandel präsentiert wird, also vor Ort zu kaufen ist, sollte als immaterielles Kulturerbe gepflegt werden.
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