Meldorf Wappen beleuchtet an der Feuerwehr Meldorf

Wappen

Die Stadt Meldorf hat ein Wappen, und das kam so: Irgendwann einmal hat jemand im frühen Mittelalter fünf Türme auf das älteste bekannte Siegel gebracht. Warum auch immer. Die Türme sehen aus wie bei einer Moschee. Die offizielle Wappenrolle des Landes Schleswig-Holstein vermutet dazu, dass die fünf Türme die städtische Rechtsstellung Meldorfs bezeugten.

Das Siegel im Giebel einer Garage. Es könnten auch fünf ganz schmale Häuser sein.
Das Siegel im Giebel einer Garage. Es könnten auch fünf ganz schmale Häuser sein. (c) freistern.de

Danach fingen die Leute an, sich das Ganze immer schöner, immer roter und vor allem immer größer auszumalen. Um 1900 ließen die Preußen einen präpostmodernen Trum als Kreishaus bauen. Dafür fertigte jemand ein Fensterbild an, das eine riesige Burganlage mit fünf Türmen zeigte. Eine Burganlage, die fetter ist als sämtliche Stadttore von Hamburg und Harburg zusammen. Und das prangt jetzt auf dem Wappen von Meldorf. Mehr Fake geht nicht. Eine Wirklichkeit gewordene Ironie? Egal Eitelkeit nimmt alles bar.

Die mondäne Burganlage erstreckt sich auf dem Wappen über drei grüne wurstige Hügel. Das stimmt sogar. Die Stadt liegt auf der Eichel eines sehr schmalen Geestrückens, der sich von Tensbüttel durch die Marschlande schlängelt. Durch die Marschkammer schlängeln sich auch zwei Auen, namens Miele. Manche nennen die südliche Miele auch Waschau. Sie durchzieht das Wappen im Süden als silberne Bettwurst, in der fünf rote Sterne prangen. Sechseckige Sterne, die sehr stark an den Davidstern erinnern.

Das Wappen spiegelt das gesamte ästhetische Verständnis der Region. Ein Modeschriftsteller, Antisemit und vielgeehrter Kirchenmann aus dem Dorfe Barlt nahm das Kreishaus als Vorlage für sein Einfamilienhaus am östlichen Ortsrand. Dieser wulstige Trum ist umrundet von vielen kleinen Häuschen mit vielen hohen Bäumen. Wie sich ein Dorf um den Kirchenhügel schart, umgeben die kleinen Diener den Oligarchen. Das Kreishaus selbst wurde Ende des 20. Jahrhunderts aufgeblasen und ergänzt um einem ebenso trummigen Sargdeckelanbau. Es dient heute als Gerichtsgebäude, gepanzert wie ein Hochsicherheitstrakt, der Zugang versteckt wie ein Staatsgeheimnis.

Die Farben Grün-Weiß-Rot tauchen noch immer an einige traditionsbewussten Gebäuden auf: Roter Ziegel, grün-weiße Türen und Fenster. Im Malerhandwerk hatten einige Betriebe das einstige Siegel im Giebel. Heute leuchtet’s noch bei der Feuerwehr, oder flattert auf der städtischen Fahne.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Wappen“

  1. […] für Meldorf‘, das klingt zurückhaltend im Vergleich zum Lotsen. Allerdings darf das Wappen der Stadt nicht fehlen. Die öffentliche Selbstdarstellung ist ein wenig dünne, dazu wird eine […]

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