Die Fußgängerzone heißt hier Gehstraße. Die breiteste und wichtigste Gehstraße ist die Zingelstraße. Ihr Name steht zwar im Stadtplan, bei Google und OpenStreetMaps, nur eben nicht an der Zingelstraße.
Es ist ja überall so: Wer sich nicht auskennt, braucht kleine Hilfen zur Orientierung. Zum Beispiel Straßenschilder. Auf die Frage, warum es kein Straßenschild gibt, wurde ich abgemeiert. „Das weiß hier jeder,“ brunftete mich ein grummeliger Stadtratsfraktionsvorsaitzender an.
Tja, und dann wurde die ganze Gehstraße hübsch neu gemacht. Und es gab auch ein neues Straßenschild, zweisprachig! für die Zingelstraße 44 bis Zingelstraße 50. „Am Bahnhof“ steht drauf. Und so bezeichnen jetzt auch Google und OpenStreetMaps die östliche Zingelstraße. Jede Zustellerin und jeder Zusteller muss jetzt wissen, dass die Adresse Zingelstraße ab Nummer 44 nicht existiert. Obwohl da Wohnungen, Geschäfte und Büros sind. Das weiß hier jeder.
Einen Vorteil hat das in jedem Fall. Als aus ganz Deutschland Polizist:innen zusammengetrommelt wurden, um im Berlin der 90er Jahre die Mainzer Straße sicher zu machen, da hatte die Anwohner:innen ganz viele Straßen in der Umgebung mit dem Namen „Mainzer Straße“ ausgezeichnet. Viele auwärtige Beamt:innen konnten sich nicht orientieren. Falsche Straßennamen sind Teil der wehrhaften Demokratie. Und ein Zingel ist Teil einer zu verteidigenden Festung. Das weiß hier jeder.
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