Die einzige Partei im Meldorfer Spektrum, die ein Druckwerk verteilt, sind die Sozialdemokrat:innen. Das Druckwerk heißt der Lotse und hat sich in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends berappelt. Das Blättchen ist für alte Kartoffeln wie mich wieder lesbar geworden. Neuerdings müsste das Blatt eigentlich die Lotsin heißen. Der Frauenanteil konnte sich zwar schon immer sehen lassen, aber jetzt dürfen die Frauen auch vorsitzen. Und die alte Tante unter den deutschen Parteien verjüngt sich wieder.
Liegt’s an den beiden Bürgermeisterinnen, die in Meldorf wirken? Uta und ihre grüne Vorgängerin Anke haben sich erfolgreich bemüht, Frauen an der Spitze zu etablieren. Nicht nur sich selbst, sondern auch aktiv auf anderen Positionen. Das ist nicht ganz typisch für eine ländliche und männlich geprägte Region wie Dithmarschen. Jetzt wird der sozialdemokratische Kreisverband von Tina Claussen und Hanna Reichardt geleitet, berichtet der Weihnachts-Lotse ’24. Das hebt Stimmung wie Hoffnung. Mal sehen ob sich der Tanker wieder bewegt.
Der regionale Claim der SPD lautet: Wir sind MED. Das bedeutet nicht ‚mittelmäßiges Establishment Meldorfs‘, sondern ist das Autokennzeichen für den früheren Landkreis Süderdithmarschen. Gemeint ist wohl ‚Wir sind Meldorf‘, was natürlich nicht stimmen kann, weil das Meldorfer Spektrum sehr groß ist. So betrachtet hat der Claim einen sehr engen Blickwinkel.
Inhaltlich bietet die Lotsin wenig Politisches, der Sportverein Tura erzählt, wie der neue Rasen im Stadion ist. Die Bäume in der Meldorfer Gehstraße werden ausgetauscht. Die neue Leiterin erläutert die Jugendarbeit im Jugendzentrum. Und der Schöpfer einer Bioökomodelleigenheimersiedlung seiner befreundeten Naturbaufirma schwadroniert über die Vorzüge eines Tiny Houses neben der Fleischfabrik. Mit Verweis auf die Bauleitlinien der Stadt Meldorf. Irgendwie prickelt das alles noch nicht so wirklich. Jeder wirbt fürs eigene Säckel.
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